Jaja…das war eine schwere Geburt. Das muss ich sagen. Ein absolutes Lieblingsstück ist nun endlich fertig geworden. Als UFO – unfertiges Objekt – lag dieser neue Walkanzug vom kleinen Mann locker ein dreiviertel Jahr in der Ecke. Ich dachte schon, der wird gar nicht mehr fertig, bevor er endgültig zu klein ist. Immer wieder habe ich ihn mit Bedauern angesehen in seinem halbfertigen Zustand, kam aber einfach nicht weiter…
Aber ich erzähle am besten von vorn und wie es dann doch ein glückliches Ende gefunden hat. Im Februar hatte ich mit dem Walkanzug für den kleinen Mann begonnen. Einen Testlauf für den Schnitt hatte ich aus einem Sweatstoff bereits gemacht und einen senffarbenen Overall genäht. Den könnt ihr im verlinkten Blogbeitrag nachlesen. Der Overall passte noch eine ganze Weile, wie so oft bei den Ottobre Schnitten. Meist fallen sie größer aus als man nach den Kaufmaßen erwarten würde. Daher hatte ich im letzten Herbst nicht wirklich den Zeitdruck, gleich einen Walkanzug zu nähen. Der senffarbene Overall tat es auch noch. Als der Winter mittendrin war, juckte es mich aber doch in den Fingern und ich begann mit der nächsten Größe. Den Schnitt habe ich großzügig an Armen und Beinen verlängert und gedacht, die können man ja eine Weile umschlagen zum Mitwachsen. Was bin ich jetzt froh über diese Entscheidung.
Gesagt getan, war ich hochmotiviert. Den Walkstoff in einem schönen Rostbraun habe ich mir für einen Stoffgutschein gegönnt, den ich für stoffe.de geschenkt bekommen hatte. Gefüttert habe ich den Walkoverall im Ganzen. Allerdings die Kapuze mit einem Motivstoff, den ich auch für dieses Langarmshirt schon verwendet habe. Den restlichen Teil des Anzugs habe ich in einem schönen unifarbenen türkisen Baumwolljersey gefüttert, der in einem Stoffüberraschungspaket von Trigema in größeren Mengen kam. Davon hatte ich noch ausreichende Längen verfügbar. Das Bündchen ist ein feines rauchblaubes Bündchen von Stoff & Stil. Das Nähen ging erstaunlich flott und einfach, ich wähnte mich bereits am Ziel. Innenfutter war schnell mit der Overlock zusammengefügt. Der Walkanzug selbst war mit einem schmalen Zick-Zack-Stick an der Nähmaschine ebenfalls in Windeseile zusammengenäht. Innenfutter und Außenteil habe ich mit dem Bündchenstreifen verbunden.
Und dann kam die große Bremse: der Reißverschluss. Den habe ich mittels Wondertape hinter das Bündchen gesetzt und eingenäht. Aber leider wollte meine Nähmaschine die beachtliche Menge an Stoffschichten, die sich dank Futter, Walk und Bündchenblende gebildet hatten, einfach nicht mehr korrekt fassen. An einigen Stellen sah alles super aus, an anderen Stellen ließ die Maschine locker 5-7 cm Strecke mit den Stichen aus. Damit konnte kein Reißverschluss halten. Auch langsames und mehrmaliges „Drübernähen“ brachte keinen Erfolg. Entnervt gab ich auf. Nach dem vielen mehrmals Genähe hatte ich NULL BOCK, diese Nähte mühsam wieder aufzutrennen. So lag der Anzug lange auf dem „UFO-Stapel“. Dinge an denen ich nicht weiterkomme – unfertige (Näh-)Objekte. Es kam Frühling und Sommer und was will man da auch mit einem Walkanzug. Nun zog langsam der Herbst ein und ich schaute wieder auf mein halbfertiges Werk und fragte mich, ob der denn überhaupt noch passen würde, der Anzug. Den kleinen Mann habe ich daher zur Anprobe genötigt vor 2 Wochen und geschaut, ob es überhaupt noch Sinn machen würde, an dem Stück weiterzuarbeiten. Und siehe da. Der Anzug passte Bombe. Er ist sogar noch immer leicht zu groß. Also das perfekte Stück, um den Herbst und den ganzen Winter noch gut zu passen. Da war meine Motivation schlagartig wieder da und ich bin nochmal in mich gegangen, was nun der beste Weg sein könnte.
Erstens auftrennen und ggf. ohne Futter erneut nähen, damit die Nähte weniger dick sind.
Hmm. Diese Option fand ich nicht ideal und fragte mich, ob die Stoffe alle die Auftrennerei auch wirklich schadlos überstehen würden.
Die zweite Option, für die ich mich letztlich entschieden habe…und die ich wirklich überhaupt nicht leiden kann: von Hand nähen. Zwei Abende habe ich mit den Anzug gesessen und von Hand alle Stellen zusammengenäht, die von der Maschine nur unzufriedenstellend erfasst worden waren. Das war mühsam, aber hat sich total gelohnt wie ich finde. Es gibt viele Stellen am Anzug, die eigentlich nicht meinen Ansprüchen an sauberes Nähen und perfekte Nähte entsprechen. Vollkommen egal. Ich finde den Anzug mega, farblich ist er genau meins und er hält perfekt warm.
Unseren Herbsturlaub haben wir diesmal in Thüringen verbracht und da hatten wir schon die ersten Abende Temperaturen um den Gefrierpunkt zu verzeichnen. Der kleine Mann war der Einzige in der Familie, der nicht nach dem Urlaub total erkältet war. Das große Tochterherz, der Göttergatte und ich haben eine ordentliche Erkältung mit nach Hause gebracht. Somit wird dieser Anzug in den nächsten Monaten unser ständiger Begleiter sein und uns hoffentlich viele Infekte ersparen.
Damit schließe ich für heute und wünsche euch eine schöne Woche.
Liebe Grüße
Anne
Schnitt Babyanzug: Ottobre Kids 04/2017
Stoffe: Walkstoff von stoffe.de, Futter unifarben von Trigema,Futter Kapuze,
Reißverschluss und Bündchen eigener Fundus