Ja, Funktionalität, was meine ich damit. Das klingt so hochtrabend. Und irgendwie philosophisch. Das passt so gar nicht zu einem Nähblog, oder. Der ist ja widerum, also Hobbyblog betrieben, eigentlich eher profan und beschäftigt sich mit simplen „Hausfrauen-Themen“. Möchte man meinen und ich möchte behaupten, dass nicht wenige Menschen Handarbeit Betreibenden eher den emanzipatorischen Charakter absprechen.
Heute fuhr ich nach einem langen Arbeitstag mit dem Auto nach Hause. Die Strecke ist lang mit einer Stunde Fahrzeit und so hörte ich genußvoll meinem derzeitigen Lieblingspodcast Passt! von Frau Crafteln zu. Meike Rensch-Berger nimmt sich darin ausgiebig das Thema Schnittmusteranpassung vor und wird teilweise hoch philosophisch. Wer also denkt, es sei mit ein paar Folgen zu Abnähern und Messmethoden getan, wird eines besseren belehrt. Ich lege euch Folge #18 schwer ans Herz, in der es um die Akzeptanz von sich selbst und seinem Körper geht und ich teilweise hart schlucken musste ob der Wortwahl (ich wiederhole hier im Blog nicht das Wort F….keit).
Nichtsdestotrotz fand ich es wirklich toll und wichtig, Meikes Gedanken zu folgen und musste ihr an vielen Stellen Recht geben. Sie wirft wichtige Dichotomien zwischen Emanzipation von Frauen, ihrem Selbstbild und ihren Idealen auf. Und sie stellt ketzerische Fragen zur Funktionalität der Frau, die nicht jeder hören möchte. Ja, nicht Rolle der Frau, ihr habt euch nicht verlesen, sondern Funktionalität. Ein interessanter Gedankengang…ich war heute sehr inspiriert.
Die heutige Podcastfolge zeigte mir, dass Nähen als Hobby nicht immer nur profan ist. Nicht nur in Bezug auf die eigene Emanzipation, sondern auch in Bezug auf die Ziele. Eines davon sehe ich zum Beispiel in der Nachhaltigkeit und der geringeren Verschwendung von Ressourcen, die auf diesem Planeten einfach endlich sind. Natürlich ist mir bewusst, dass Nähen aufwändig ist und sicherlich teurer, als die Klamotten eben schnell mal zu kaufen, wenn man sie braucht. Aber es macht einfach Sinn, Dinge mehrmals zu verwenden oder ihnen neues Leben einzuhauchen. Daher liebe ich das Upcycling so sehr. Und so zeige ich euch heute eine Hose für den kleinen Mann, die aus alten Jeans entstanden ist. Praktisch, bequem, simpel. Alte Holzknöpfe wiederverwendet. Beim Zuschnitt habe ich leider geschludert und nicht gemerkt, dass ich aus Versehen in die zweite Stofflage eine Angel reingeschnitten habe. Nun ja, gehört dazu und wurde mit einigen Zickzack-Stichen wieder heile gemacht. Es gibt der Hose Charakter, finde ich.
Liebe Grüße
Anne
Schnitt Hose: Einfältig, Piggelli
Stoffe: alte Jeanshose, Bündchen aus dem eigenen Fundus, alte Holzknöpfe
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